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Eine Nacht im Tempel

11. December 2022

Während einem Tag durften wir das Leben im Tempel erleben.

Daegu

Für unseren Temple Stay machten Ola und ich uns schon am Freitag auf den Weg nach Daegu. Daegu liegt mit dem Zug drei Stunden südlich von Seoul. Während der Zugfahrt können wir die vorbeiziehende südkoreanische Landschaft betrachten. Den Nachmittag verbringen wir in Daegu, schlendern durch die Strassen und trinken Kaffee. Für die Nacht haben wir ein hübsches Airbnb gemietet und kochen (seit Ewigkeiten mal wieder selbst) Abendessen. Danach schauen wir uns Avatar an, da wir nächste Woche vorhaben den zweiten Teil im IMAX anzuschauen.

Kaffeetrinken in Daegu

Die Aussicht von unserem Airbnb
Die Aussicht von unserem Airbnb

Einführung im Donghwasa Tempel

Am Samstag geht es nach einem Brunch mit dem Bus Richtung Donghwasa Tempel. Dort angekommen laufen wir durch die grosse Anlage bis zu den Temple Stay-Gebäuden. Als erstes kriegen wir unsere Uniformen und unsere Räume zugeteilt. Nachdem wir uns umgezogen haben kriegen wir eine Einführung in das Programm und Verhaltensweisen im Tempel. Wir lernen, wie wir uns vor den Mönchen und vor Buddha verbeugen müssen und wie wir das Räucherstäbchen-Ritual machen. Das dürfen wir direkt bei der Eröffnungszeremonie anwenden.

Die Temple Stay-Gebäude
Die Temple Stay-Gebäude

Ich in der Tempel Uniform
Ich in der Tempel Uniform

Der Abend im Tempel

Nach der Eröffnungszeremonie mit einer Nonne gibt es schon Abendessen. Zum Essen gibt es Reis mit Bohnen und Kichererbsen, Kimchi, Gurkensalat, Tofu und Sojabohnensuppe. In buddhistischen Tempeln gibt es kein Fleisch zu essen (yey). Während dem Essen ist es still am Tisch. Sowieso sollte man im Tempel leise und respektvoll sein, nicht zu laut reden oder singen, nicht herumrennen und die Mönche mit einem Hapjang (einer halben Verbeugung) begrüssen. Danach haben wir ein bisschen freie Zeit, um den Tempel zu erkunden. Das Programm an diesem Tag endet mit der Four Dharma Instrument Ritual. Die Mönchsschüler spielen auf vier verschiedenen Trommeln und Glocken. Die Stimmung ist sehr besonders im Tempel bei Nacht.

Beim Abendessen
Beim Abendessen

Im Tempel wird gerade Kimchi gemacht
Im Tempel wird gerade Kimchi gemacht

Auf dem Rückweg zu unseren Schlafräumen beginnt es ganz leicht zu schneien. Da es so kalt ist bleiben wir aber nicht mehr lange draussen. Das Zimmer teile ich mit einer Koreanerin, die Australien wohnt und mit ihrem Freund zusammen ebenfalls einen Temple Stay macht. Wir unterhalten uns noch ein bisschen aber schlafen dann bald, da wir das Programm am nächsten Morgen früh losgeht. Wiedermal schlafen wir am Boden, was aber ganz angenehm ist, weil die Bodenheizung angestellt ist.

Der Schlafraum
Der Schlafraum

Früher Morgen mit Meditation

Am nächsten Morgen stehen wir also sehr früh auf. Um 4:45 beginnt die Morgenzeremonie. Nach der Zeremonie, bei welcher wir uns mehrmals verbeugen müssen und die Nonnen dazu singen, gibt es eine Morgenmeditation. Im Lotussitz meditieren wir für zwanzig Minuten. Obwohl es sich gut anfühlt einfach mal in Ruhe zu sitzen und nichts zu tun, wird der Sitz mit der Zeit anstrengend und unbequem und meine Beine schlafen ein. Zum Glück geht es aber nicht zu lange und wir kriegen danach Frühstück. Das Frühstück ist ähnlich wie das Abendessen: Reis mit verschiedenen Beilagen und Sojabohnensuppe und zusätzlich dazu eine Reiskuchensuppe mit Tofu.

Das Frühstück
Das Frühstück

Erkundung im Tempel

Nachdem wir gut gefrühstückt haben, steht uns wieder ein bisschen freie Zeit zur Verfügung. Es ist immer noch vor Sonnenaufgang und wir entscheiden uns die Tempelanlage etwas weiter zu erkunden und machen uns deshalb auf den Weg die Einsiedeleien weiter oben in den Bergen anzuschauen. So haben wir um halb neun schon eine einstündige kleine Wanderung hinter uns und nehmen dann an der Verabschiedungszeremonie teil. Bei dieser Verbeugen wir uns wieder mehrmals und müssen die Räucherstäbchen anzünden.

Tempelgebäude
Tempelgebäude

Buddahstatue
Buddahstatue

Kochkurs

Anschliessend der Zeremonie steht ein Kochkurs als letzter Programmpunkt an. Zwei Koreanerinnen zeigen uns, wie typisches Tempelessen zubereitet wird. Es gibt ein Salat aus Paprika und Kaki an einer Sesamsauce, geschmorter Rettich mit Königsausternpilzen sowie Zucchini dekoriert mit Sesamblättern, Cranberries und Jujubes (chinesische Datteln oder Brustbeere). Die Lehrerinnen können beide nur sehr wenig Englisch, aber glücklicherweise kann meine Zimmermitbewohnerin für uns übersetzen und die Tempelgerichte werden sehr lecker. Nach dem gemeinsamen Essen und Aufräumen sind wir entlassen und Ola und ich machen uns auf den Rückweg nach Seoul.

Mein Lieblingsprogrammteil: der Kochkurs
Mein Lieblingsprogrammteil: der Kochkurs

Während dem Kochen
Während dem Kochen

Das selbstgekochte Essen
Das selbstgekochte Essen

Interessante Einblicke und offene Fragen

Obwohl der Temple Stay sehr interessante Eindrücke gab, gehe ich doch mit mehr Fragen zurück. Leider war die Zeit mit den Mönchen und Nonnen kurz und wir hatten nicht wirklich Möglichkeiten mit ihnen ins Gespräch zu kommen. So haben wir zum Beispiel erfahren, dass die Mönche und Nonnen normalerweise 14-20 Stunden am Tag meditieren, aber nicht aus welchem Grund, wie das ist für sie oder was sie sonst machen im Tempel. Sorgen die Mönche für sich selbst? Gibt es Gemeinschaftsarbeit? Aus welchem Grund meditieren sie jeden Tag so lange? Was machen sie sonst im Tempel? Wieso verbeugen sie sich vor Buddah genau 108 Mal?