In meinen ersten Tag hier starte ich mit einer kleinen Joggingrunde in dem Park oberhalb des Wohnheims. Der Park ist ein kleiner Wald, mit vielen kleinen Wegen und dazwischen immer wieder Fitnessstationen, an welchen ältere Koreaner:innen ihre Sportübungen machen - kein ungewöhnlicher Anblick hier. Während ich durch den Wald laufe kommen mir also vor allem ältere Koreaner:innen entgegen. Ich fühle mich ein bisschen wie im Film. Genau so fühlt es sich auch an als ich die Aussicht bei einer kleinen Lichtung sehe. Sehr eindrucksvoll mitten im Wald zu stehen und vor einem erstreckt sich eine riesen Stadt ohne ein Ende in Sicht mit unzähligen Hochhäusern und Bergen dazwischen. Erst langsam realisiere ich, dass ich wirklich hier bin - auf der anderen Seite der Welt, in einer der grössten Städte der Welt. Echt kaum zu glauben.
Nach meiner morgentlichen Joggingrunde möchte ich die Nachbarschaft erkunden. Gestern lief ich schon ein bisschen über den Campus, heute gehts vor allem in die kleinen Strässchen rundherum. Auf meiner Entdeckungstour hole ich mir einen Grapefruittee und fühle mich schon ein bisschen einheimisch. Koreaner:innen laufen ständig mit irgendwelchen Getränken in Plastikbechern auf der Strasse herum. Aber sich richtig einheimlich zu fühlen wird schwer, denn unter allen Asiat:innen stechen Europäer natürlich immer heraus. Weiter geht es mit einer kleinen Einkaufstour. Die Sprache überfordert mich etwas, da viele Koreaner:innen kein Englisch sprechen und ich noch überhaupt kein Wort Koreanisch kann. Trotzdem bekomme ich was ich möchte.
Zurück im Wohnheim starte ich dann meinen ersten Kochversuch. So schlimm ist es nicht, wie ich erwartet habe. Dafür, dass wir die Küche mit 50 Personen teilen, ist erstaunlich wenig los. Johannes kocht gleichzeitig wie ich. Wir essen gemeinsam auf dem Dach und unterhalten uns. Es fühlt sich wie die richtige Entscheidung an, in einem privaten Wohnheim ein Zimmer zu haben. Die anderen Mitbewohner:innen sind ebenfalls alles internationale Studierende. Einige sind Sprachschüler:innen, die anderen besuchen ebenfalls die Korea University.
Am Abend findet eine kleine Geburtstagsparty für Lauren statt. Uncle hat extrem viele Snacks für den Abend vorbereitet, was sehr lieb ist von ihm. Es ist schön einige von den Mitbewohner*innen im Wohnheim kennenlernen zu können. Erstaunlicherweise hat es viele deutschsprachige Studierende. Das hätte ich nicht erwartet, ist aber irgendwie nett. Als einige beginnen Karaoke zu singen mit einigen K-Pop Einlagen schaue ich noch ein bisschen zu und verabschiede mich dann ins Bett.
Der nächste Tag begann ähnlich mit einer Joggingrunde im Wald. Dabei grüsst mich eine ältere Dame schon. Die meisten Koreaner:innen sind wirklich sehr freundlich! Danach treffe ich mich mit Nea von meinem Haus und wir machten uns auf den Weg in Richtung des Contemporary Art Museums. Dort gibt es eine Ausstellung einer deutschen Künstlerin zum Unsichtbarsein in der heutigen Welt, in welcher alles aufgezeichnet wird und jegliche Daten gesammelt werden. Die Ausstellung bestand aus vielen Dokumentarfilmen sowie digitalen Installationen. Obwohl ihre Werke stark zum Nachdenken anregten, gab es trotzdem einige Stellen zum Schmunzeln.
Die Zeit verging unglaublich schnell und schon war es Zeit für Abendessen. Wir gehen in ein traditionelles Restaurant, welches traditionelle vegane koreanische Speisen abietet. Am Eingang ziehen wir unsere Schuhe aus und setzen uns drinnen auf den Boden. Das essen war super lecker! Satt und zufrieden machten wir uns auf den Rückweg und legten noch einen Stop bei einem grösseren Supermarkt ein. Die Sprache ist sowieso etwas überfordernd, aber in Supermärkten natürlich noch mehr. Es gibt so viele Produkte und ich verstehe eigentlich nichts. Trotzdem finde ich fast alles, was ich brauche.
Zurück im Zimmer habe ich nun endlich alles, um mein Badezimmer mal gründlich zu reinigen. Ein gutes Gefühl. Als ich dann versuche zu schlafen, bemerke ich zum ersten Mal meinen Jetlag richtig. Bis jetzt war ich zu müde und überfordert. Aber jetzt ist es halb zwölf und ich liege hellwach im Bett, obwohl ich den ganzen tag aktiv unterwegs war, viel gelaufen bin und viel gesehen habe. Ich wache mehrmals mitten in der Nacht auf, natürlich immer mit dem Gedankten, dass ich am nächsten Tag früh aufstehen muss für den Orientationday. Ich freue mich aber darauf, die anderen Austauschstudierenden zu treffen.